„Ich" ist die Bezeichnung für die eigene separate individuelle Identität einer menschlichen natürlichen Person. Beispiel: „Ich denke, also bin ich", von René Descartes: cogito ergo sum. Als Wort spielt „Ich" in der Kommunikation eine spezielle Rolle, wo es in Beziehung zu einem „Du" tritt oder „etwas" über eine Sache oder eine 3. Person mitteilt.

Soweit die in Lehrsälen zitierten Erkenntnisse, die Ergebnisse irgendwelcher Geisteswissenschaftler, die „ich" hier anführe. Das war gestern. Da ist man heute aber weiter.

Das „Ich" ist zwar in geisteswissenschaftlichen, in philosophischen und psychoanalytischen Betrachtungen eine zentrale Komponente. In diesen kleinen, abgehobenen Cliquen, nicht im Volk. Warum „man" es also erwähnt? Äh! Entschuldigung! Wollte fragen: „Warum ich es also erwähne?" Gibt es etwa neuerdings wissenschaftliche Erkenntnisse, die erklären, dass das „Ich" gar nicht existiert? Dass es nur ein Wort ist, also so wie „cool"? Was auch nur ein eingebildeter Zustand ist, der gar nicht existiert.

Sollte es wahr sein, das alle Lebewesen, also auch die Tiere, gar kein „Ich" besitzen, also sich selbst erkennen können? Dass „man" sich nicht erkennt? Na? Ich mich auch nicht? Nun ja. An bestimmten Tagen, meistens morgens ganz früh, könnte ich das bestätigen. „Wie beschissen „man" aussieht nach so einer Nacht!"

Hat also ein Wissenschaftler seine Finger in der Ich-Kill-Strategie? Schlimmer! Abseits aller wissenschaftlichen Erkenntnisse, ohne Bezug auf Sigmund Freud oder andere, die die Bedeutung des Wortes untersucht haben, wendet sich das Volk von sich selber ab, vom „Ich". „Man" ist das Ersatzwort. Man oh man! Auch Buchtitel sollten nun schleunigst umgeschrieben werden. „Hallo, ihr Verlage! Statt „Ich bin dann mal weg" heißte es richtig:„Man ist dann mal weg". Das gibt doch was.

Es gibt natürlich Ecken, da tut's ein bisschen weh. Die drei Worte „Ich liebe dich", die sollte man unter Artenschutz stellen. Hier muss der Duden aktiv werden. Hier müssen sich Schulen, Volkshochschulen und Germanistikprofessoren auf die Straße stellen (auch Verliebte) und protestieren was das Zeug hält. Schilder hoch! „Ich" darf nicht sterben. „Ich" liebe, also bin „ich".

Wird natürlich eine Protestbewegung geben. Angeführt vielleicht von Fußballern, von denen die nach einem gewonnenen oder verlorenem Match vom rührigen Sport-Reporter mit dieser hochgradig schwierigen Frage konfrontiert werden: „Was dachten Sie als Sie das Tor schossen?" und die dann etwa antworteten: „Man fühlt sich gut, wenn man ein Tor geschossen hat. Man hat ja auch dafür geübt."

Hat man. Also er. Aber das sagt er natürlich nicht. Genau so wenig, wie die vom Fernsehreporter interviewten Männlein oder Weiblein, die beim Nachbarn den Hausbrand oder ein ähnliches Unglück betrachten: „Man ist fassungslos. Man kennt den Mann doch. Erst gestern hat man ihn hier getroffen."

Hat man. Also er oder sie. Sagt man aber nicht. Gott behüte! Man ist doch nicht blöde und sagt in Zeiten des Datenschutzes so etwas Persönliches. Nee, da sollte man vorsichtig sein.

Wie wird es weitergehen mit dem bedrohten Personalpronomen „Ich"? Düster sieht es aus. „Man" muss was dagegen tun. In Zukunft steht er, der Verliebte, der schon an den Hochzeitstermin denkt, vor seiner Angebeteten und sagt: „Man liebt dich!" Wen soll es da erschüttern, wenn die leicht verunsicherte Dame zurück fragt: „Wer denn alles? Du auch, Alfred?"

Der Duden wird also neu geschrieben werden müssen. „Wir sind das Volk!" und „Man ist das Volk" und „man" bestimmt also, was Sache ist. Weg mit dem alles entblößenden Personalpronomen „ich" und hin zum Indefinitpronomen „man". Das verbirgt uns, schützt uns in Zeiten des Datenschutzes.