Schwarze Gedanken überfallen mich, stürmen herein.

Was für eine Qual!

Was will ich nur hier, tausend Jahre später?

Oh Gott, so hilf mir doch!

Wo sind sie jetzt, meine Lehrer, Richter, Züchter?

Leben sie gar noch?


Da steht sie, droht nicht mehr.

Stummer Zeuge, gebaut aus toten Steinen.

Für das Leben lernt ihr; Buße muss sein!

Gott will nicht, dass wir weinen.

Schule des Lebens; Hort der Kindheit; Wort für Scham.

Hier entstand mein Hass.

Stimmen, Lachen, Schmerzen; ich will nicht mehr!

Mein Gesicht ist tränennass.


Leidenschaft der Mutter! Schande für uns!

Todsünde aus Trunkenheit!

Muffiger, schwarzer Talar, pfeifender Stock,

Blick voller Lüsternheit.

Du wirst dafür büßen; Kind der Sünde.

Gib mir die Hand, deinen Arm.

Alles in mir ist nass; ich weine lautlos.

Aus Hass – und auch aus Scham.


Ewiges Stigma; Narben auf meiner Seele;

Striemen in der Hand.

Ich will nur sterben; Nebel, grinsende Engel

tanzen auf der Wand.

Neblige Ohnmacht, Eis ist in mir.

Wie Kinderlachen boshaft schallt.

Seht ihn euch an! Gott ist gnädig!

Warum ist seine Stimme so kalt?


Oh, mein Gott! Ist jetzt wirklich alles anders?

Dass Schmerz mit der Zeit vergeht?

Ob sie noch leben? Ob sie noch strafen?

Ob dieser Talar noch weht?

Spielende Kinder, Lachen,

Hände die sich ums Geländer ranken.

Wie kann man nur vergessen?

Was erlöst mich von diesen Gedanken?




© Eduard Breimann