Diese Geschichte verlangt ein einleitendes, ein erklärendes Wort. Manche Leser waren ratlos, glaubten, dieser Paul sitze in einem Unrechtsstaat im Knast, in einem Land also, in dem Gefangene wie Tiere gehalten werden.

Diese Geschichte aber schildert den Gefangenen Paul in einer so genannten Beruhigungszelle. Die meisten deutschen Gefängniss, von der Ulmer Höh in Düsseldorf bis zum Gefängnis Stadelheim, besitzen solche Zellen, in denen renitente Gefangene "zur Räson" gebracht werden sollen. Die "Behandlungsart" und ihre Dauer sind unterschiedlich. Die Anlässe dazu auch.

Die Art, wie Paul sie erlebt, wird von vielen ehemaligen oder "amtierenden" Gefangenen so beschrieben.

"Die Würde des Menschen ist unantastbar", sagt uns das Grundgesetz. Nicht jedes Menschen Würde? Gibt es Abstufungen? Varianten der Würde? Menschlichkeitsstufen, die jemand definiert? Etwas stimmt nicht.

Dat Auge da oben in der Ecke. Scheiße! Da sitzt einer im Aquarium und guckt mir dat Fell weg. Mann, Paul - denk nich' dran; nich' hingucken - tu so, als wär´s nich´ da. Dat Scheißding kann mich mal ... Et glotzt! Et hört nich´ auf, mich anzustieren; diese glitzernde Scheibe - verdammt; ich mach´ einfach die Augen zu.

Die meinen wohl, sie könnten mich platt machen? Nee, nich´ den Paul. Den nich´. Da habt ihr euch verdammt vertan, dat is´ man sicher. Stemm´ meine hundertzehn Kilo gegen euch Hanswürste. Könnt mich ruhig piesacken - mir macht dat nix. Paul is´ härter als ihr alle zusammen. Diamanthart, sagen meine Kumpel. Also, schau´n wir mal, wer den längeren Atem hat.

Et glotzt und glotzt. Wat soll dat eigentlich? Die seh´n doch immer dat selbe Bild; kann ja hier keine Zirkusvorstellung abgeben. Paff! Ich schieß euch ins Auge, ihr Spanner. Da sitzen die in ihrem Aquarium, saufen Kaffee und lachen sich ´nen Ast über den nackten Knacki.
Die Lampen sind irre hell. Die links, die knackt wie´n Pistolenschuss - so laut. Oder hört dat sich in der kleinen Zelle nur so an? - Kann auch sein. Egal. Is´ ja völlig leer die Zelle -, darum. Alle zehn Sekunden knackt die.
Können alles sehen, diese Spanner, diese grünen Spanner. Ob wohl Weiber dabei sind? Bestimmt kommen die Wachteln alle Stunde und beglotzen mich. Oh, verdammte Scheiße! Ich lieg hier in der Papierunterhose, hab´ sonst nix an. ‚Kahle Brust mit Fliege´ haben wir früher immer gesagt. Soll´n sie glotzen. Macht mir nix.

Bin doch tatsächlich eingepennt; hätte ich nie für möglich gehalten bei der harten Unterlage. Scheiße! Wie lange hab ich gepennt?
Et glotzt und glotzt. Ich streck denen gleich die Zunge raus. Würd´ den Spannern ja gern´ den Vogel zeigen.
Blöde Lampe - knackt immer noch. Hört die nie auf? Macht mich wahnsinnig, dat Scheißding.
Mensch, ob's schon Nacht is´? Neonröhren, kein Fenster. Wie in einem Bunker. Ha! B-Zelle heißt dat nich´ umsonst - Bunker-Zelle. Harald, dieser abgebrochene Daktari sagt ja immer, dat hätt´ wat mit dem Immunsystem zu tun. Ha, wat haben wir gelacht. Immun wirste hier vielleicht auch - gegen alle Schikanen der Welt. 'Ne Beruhigungs-Zelle ist dat bloß für die Grünen.
Scheiße, mein linker Arm is´ ganz verdreht. Die Fesseln sind verdammt eng; hab die wohl im Schlaf verkantet. Der Rücken schmerzt. Die Decke is´ elend rau und hart - liegt ja auch direkt auf´m Beton. Wer mich jetzt wohl beobachtet?
Wie spät mag dat sein? Wann haben die mich eigentlich weggeschlossen? Warte mal! Dat muss so gegen zehn gewesen sein - oder...? Verdammt! Hab schon kein Zeitgefühl mehr. Wat soll dat noch werden? Die Kumpel sagen, du weißt nich´ mehr ob Sommer oder Winter is´. Aber mir soll´s egal sein. Sommer oder Winter, Tag oder Nacht; wat macht dat schon? Hab´ ich nix mit am Hut. Paul kriegt ihr damit nich´ klein.
Mann, wat bin ich müde! Sollen die doch glotzen - ich penn´ mir noch eins. Geht alles besser im Schlaf. Glotzt man schön. Hoffentlich hört die Knackerei da oben bald auf.
Kann nich´ pennen, Mist! Überall juckt´s mich. Und diese beknackte Lampe. Geh endlich kaputt, du Sauding. Glotzt nich´ so blöde, ihr Arschlöcher im Aquarium.
Leg´ meinen Kopf mal auf die linke Seite, würd´ ja gerne ganz links liegen - wie sonst immer. Die Mist-Fußfesseln lassen ja kaum ´ne Bewegung zu. Ah, der Rücken. Und kalt is´ mir. Keine Decke - hab´ nichts an, außer diesem Papiermistding. Die spinnen, verdammt! Nich´ zittern, hat mein Kumpel gesagt, sonst frierste noch mehr.
Ach du grüne Scheiße! Wat is´ denn dat? Dat darf doch nich´ wahr sein. Ein Loch als Klo. Nich´ mal ´nen Bello. Da haben sie nich´ von gesprochen, meine Kumpel - na warte! Mann, wie soll ich denn da drauf ... Dat spritzt doch an die Beine. Kein Wasserhahn. Sauerei! Bin doch kein Franzose. Ich guck lieber nach rechts, dann seh´ ich dat Scheißloch wenigstens nich´.
Die Knacklampe macht mich noch wahnsinnig. Wenn ich die Knackerei mitzählen würde, hätt´ ich ´ne Uhr. Ich lach´ mich tot! Mann, is´ mir kalt. - He, wat tut sich denn da? Ich fass et nich´! Auch dat noch! Mist, dat kommt von der Kälte. Ich muss! Ich muss! Oh Gott - oh Gott! Scheiße! Scheiße!
Lange kann ich dat nich´ mehr anhalten - ich kenn´ mich doch, dat wird ganz schnell immer schlimmer. Wie kann ich denen dat bloß sagen? Kann ja nich´ mal meine Arme richtig bewegen.
Ich versuch´s mal mit der Hand. Sieht keiner, oder? Blöde Glotze, jetzt könnteste mal wat von mir rüber bringen.
Ich kann bald nich´ mehr. Beine zusammen kneifen. Luft anhalten. Hilfe, ich will mich nich´ bepinkeln. So wollt ihr mich klein kriegen, ihr Feiglinge? Mist, verdammter!
He, Grüner, wo kann ich hier auf Ampel geh´n? Alarm is´ hier wohl nich´, oder? Mensch, helft mir doch! Kopf hoch heben, ja. So, jetzt guckt mich gefälligst an. Ich sprech´ jetzt zu euch Arschlöchern - ganz langsam, dann könnt ihr´s von den Lippen ablesen. ICH MUSS. ICH MUSS. IHR ARSCHLÖCHER! ICH MUSS!
Nichts! Ich kann nich´ mehr. Jetzt - jetzt - ah - jetzt passiert´s. Oh, lieber Gott! Wat is´ dat für ´ne Scheiße. Verdammt, wat tut dat gut!
Jetzt lieg ich in meiner eigenen Pisse. Dat interessiert die überhaupt nich´. Dat stinkt! Oh, Mann, wie soll dat werden? Haben die schon mal wat vom Grundgesetz gehört? Die Würde des Menschen is´ unantastbar - oder so ähnlich.

Bin doch wieder eingepennt. Oh Gott, wat is´ mir kalt. Nich´ zittern. Aber wie denn? Ich werd´ verrückt! - Wat is´ dat? Klappern. Nee, is´ die Lampe, oder? Nee, nee. Dat sind ihre Schlüssel, die hör´ ich sogar im Schlaf. Da kommt wer. Endlich! Jetzt ganz cool sein; soll´n sich wundern, die Grünen.
Die machen meine Fesseln ab - Gott sei Dank! Et is´ vorbei! Oder nich´? Nee, nur die an der rechten Hand. Mist! Ich dachte schon, et wär vorbei. Hose wechseln? Hintern anheben? Gut! Sie schieben ´ne neue Decke drunter und ich kann mir ´ne trockene Papierhose anziehen. Ah! Jetzt versteh ich die ganze Kacke. Deshalb die Papierhosen. Glotzt nich´ so dämlich! Habt ihr noch nie ´nen nackten Mann geseh´n?
Und jetzt? Dat is´ mein Abendessen? Also is´ jetzt so um sechs. Ein Teller mit ´ner Weißbrotschnitte; Käsescheibe drauf. Tasse Tee. Ich trink lieber nich´; nachher muss ich nur wieder pissen. Egal, ich hab Durst. Die können mich mal. Nich´ mal die Hände waschen kann ich mir; muss dat Brot so anfassen.
Mann, da sind die schon wieder. Langsam - kann nich´ so schnell fressen. Dat is´ denen alles egal.
He, jetzt machen die Grünen die anderen Fesseln auch los. Und die zweite Fußfessel? Nich´? So soll ich auf dat Loch? Klo is´ nur nach dem Essen? Dann muss ich ja wohl. Dreht euch um, ihr Penner. Wie die grinsen und glotzen. Oh Mann! Ein Albtraum! Ein wahnsinniger Albtraum!
Papier? Kein Papier. Hose drüber und auf die Decke. Sind schon wieder weg, die Scheiß-Grünen.Wat für 'n Traum! Und dat hier, in dieser Hütte. Lauf ich doch durch den Wald, als wenn´s echt wär´. Ich hab´ sogar die Vögel gehört. Mann, wie dat gerochen hat. Besser als in diesem Loch; hier riecht´s nach Scheißhaus.
Dat man im Traum riechen kann. Alles nur Einbildung, oder? Mensch, jetzt draußen rum laufen. Sonne müsste scheinen. Quatsch! Regnen, regnen müsste dat. Gießen - in Strömen müsste dat gießen. Würde einfach so durch den Regen geh´n. Wasser im Gesicht. Wunderbar! Mit der Zunge aufschlecken. Hm! Wie verrückt würd´ ich lachen. Oh Mann! Durch die nassen Rheinwiesen laufen und auf zu Hause freuen; duschen; warmer Kaffee; Buch raus holen; lächeln vor Glück. Kein Gedanke an Ulmer Höh.
Und die Frau im Traum! Mann, oh Mann! Wie die mich angelacht hat. Schön war die und eine Figur. Fast so schön wie Katrin. - Katrin, diese elende Nutte.
Knackt die Lampe jetzt schneller? Ja - oder? Ich zähl mal mit. Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig vierundzwanzig, fünfund ... da. Mann, tatsächlich. Ich werd´ verrückt! He! Kopf hoch heben, in die Linse gucken. DIE LAMPE KNACKT! DIE SCHEISSLAMPE KNACKT ALLE FÜNF SEKUNDEN. STELLT DIE SCHEISSE AB!
Ich könnt´ heulen, wenn ich mich hier begucke. Bloß nich´ heulen, Paul. Die beglotzen dich doch ständig.
Nee, den Gefallen tu´ ich denen nich´. Paul kriegt ihr nich´ kaputt.
Ob die Wachteln auch glotzen? Diese scheißfreundlichen Wachteln sind die Härtesten in der Abteilung. Wollen die 'nen nackte Mann seh'n?
Warte! Nich´ heulen, hab ich gesagt. Nich´! Paul! Denk an wat Gutes?
Ich kenn nichts Gutes mehr. Nie mehr! Nachher wollen dich mich auswuchten. Nee, ich geh nie in die Klappse. Mich kriegt kein Dachdecker auf´n Stuhl.
Ihr kriegt den Paul nich´ klein - ihr nich´ - und so schon gar nich´.

Warum kann ich nich´ pennen? Wär wie ´n Geschenk. Jetzt weg und in drei Tagen erst aufwachen. So´n Glück hab ich nich´.
Der Tipp vom Walter is´ vielleicht nich´ schlecht. Wat sagte der? ‚Musst die Luft anhalten, biste blau wirst. Dann kommt vielleicht der Daktari und die bringen dich ins Revier. Musst aber eisern sein.' Na gut. Ich probier´s mal. - Weiter! - Weiter! - Weit ... Puh! - Nee, geht nich´. Hat der Walter selber wohl noch nie probiert. Knastmärchen.
Wer mich jetzt wohl beguckt? Die warten bloß drauf, dat ich schwächel; nich´ mit mir. Du blöde Käserin, du grüne Nutte du. Haste wat mit meinem Hüttenkumpel? Oder warum haste mich hier weggeschlossen? Warum gleich den Rucksack, he?
Mann, warum ich? Der war´s doch, der hat mich doch unter der Decke begrapscht, dieser tätowierte Affe. Bin doch nich´ schwul. Verdammt! Hätte vielleicht nich´ so doll zuhauen brauchen; war der Schreck und der Ekel. Wie der mich angefasst hat. Brrr. Mann, da kannste doch nur noch ausflippen.
Hab dem aber auch ordentlich den Stuhl über die Rübe gezogen. Mann! Der wird mich nich´ mehr unsittlich anpacken. Schwuchtel, der - fette Tante! Hätt´ ich nich´ ganz so fest ... Dann läg´ ich jetzt nich´ hier. So´ne Scheiße aber auch. Bloß wegen dem schwulen Bruder. Und ich hatte den so gewarnt.
Diese Käserin, die hat mich angefahren und geglotzt, als wenn ich nich´ mehr richtig im Kopp wär´. Der Typ hat ja noch Glück gehabt; ein paar Tage Revier und dat war´s.

Hab´ doch tatsächlich gepennt. Verdammt, wat is´ mir kalt. Oh, mein Gott, ich zittere wie Espenlaub. Wat is´ eigentlich Espenlaub? Egal! Ich frier mich zu Tode. Brrr. Mann, die spinnen, die Grünen. Kopf nach oben. In die Glotze gucken. Na? Wer glotzt da gerade? ICH FRIER´ MICH ZU TODE. ICH FRIERE! DECKE, BITTE!! ICH WILL EINE VERDAMMTE DECKE!
Warum kann ich nich´ ´ne Decke haben? Wie spät is´ et wohl? Nacht? Geht gerade die Sonne auf? Ich weiß, wat ich mach´, wenn ich in meiner schönen Hütte bin. Ich steh nur noch auf´m Stuhl und guck raus. Is´ zwar nur ´ne Handbreit vom Himmel zu seh´n, aber egal. Ich will seh´n, wie´s dunkel wird, wie die Sonne hoch kommt und wie sie verschwindet. Gibt´s wat Schöneres?
Ich möchte ´ne Pistole haben; ich würde ... peilen ... zielen ... abdrücken ... weg mit der Linse. Peilen ... zielen ... abdrücken ... weg mit der Knackröhre.
Aufsteh´n können und hingeh´n, wo du willst. Mann! Dir fällt ein, du willst eben mal um die Ecke in die Kneipe. Okay. Ziehst dir schnell ´ne Jacke an, die Schuh´, wirfst die Latschen in die Ecke, packst in die Tasche, ob Geld drin is´ und ab geht´s.
Frische Luft, ´n paar Schritte laufen, rein in die Kneipe, Hallo sagen, Freddy auf die Schulter hauen und ‚Na, du alter Sack!' sagen, grinsen, ‚Zwei Bier, eins is´ für dich.' rufen und auf´n Hocker setzen.
Ach, Scheiße! Alles vorbei! In zehn Jahren wieder - vielleicht. Wer weiß, ob ich dat überlebe. Zehn Jahre! Ich weiß nich´ - vielleicht werd´ ich mich weghängen; bestimmt sogar.

Ich glaub´s nich´! Frühstück! Hab also doch gepennt. Ich muss erst aufs Loch. Kann nich´ mehr, verdammt! Fesseln ab, steife Knochen. Wie seh´ ich bloß aus? Gut, dat ich keinen Spiegel hab´. Ah, die glotzen immer, als wenn ich mich durchs Loch verkriechen würde. Hau schon nich´ ab, ihr dämlichen Grünröcke.
Die Lampe knackt! Die is´ okay? Lachhaft! Können die nich´ hören oder wollen die nich´? Mann - hört mal hin. Knack! - Knack! Na? Dieses dämliche Grinsen.
Nee, hab nich´ gepisst heute Nacht. Seid wohl enttäuscht, wat? Wie wär´s mit rasieren? Waschen? Grinst nich´ so dämlich. Paul macht nur Spaß, dem geht´s gut.
Warum krieg ich keine Decke? Suizidgefahr? Spinner in Uniform. Gefesselt an Händen und Füßen. Wie denn, ihr Blödmänner? Mir is´ saukalt hier drin. Angenehm warm? Arschlöcher!
Eine Scheibe Weißbrot mit roter Marmelade, halbe Kanne Tee. Wo is´ die Zeitung? Wo is´ mein duftender Kaffee?
Mensch, wat war dat früher schön, am Wochenende. Brötchen, Kaffee, Zeitung lesen, Katrin begehrlich anseh´n. So süß und verschlafen hat die oft geguckt. Konnte einen Mann ganz schön verrückt machen. Scheißkatrin! Hast mir dat eingebrockt, diese Scheiße hier. Alles kaputt, mein ganzes Leben weg, alle, aus. Ich möchte wirklich ´ne Pistole haben; Ansetzen ... tschüß ihr Blödis ... tschüß Katrin ... abdrücken ... weg mit Paul. Scheiße!

Wär´ ich bloß damals nich´ zurückgegangen. Die blöde Brieftasche holen; saublöde Idee. Konnte ja nich´ ahnen ... Oh Mann! Wie die´s zusammen gemacht haben. Katrin hat sich angehört. Da musste man doch durchdreh´n. Ja - ja. Hätt´ ich dat Schwein erwürgt, wär alles halb so schlimm gewesen. Aber ich Arsch musste ja erst in die Kneipe rennen.
Freddy hatte immer ´ne Pistole hinter der Theke. ‚Für alle Fälle.', hat er immer gesagt. Wusste doch jeder. Hat der nich´ mal gemerkt, der Freddy, dat ich sie genommen hab.
Mord sagt der Richter - dieser Arsch - und gibt mir zehn Jahre Qualm. Nich´ spontan reagiert. ‚Mord aus niedrigen Beweggründen´. Ich kann´s nich´ glauben.
Wat die Katrin jetzt wohl macht? Hat bestimmt ´nen anderen Macker. Is´ ja klar, so wie die aussieht. Ob die mich mal besucht? Eher nich´ - denk ich mal.Ich kann´s nich´ glauben. Et gibt Blubba, diese widerliche Knastsuppe. Also, Samstag is´ heute. Wie langsam die Zeit vergeht. Ob die hier ´ne andere Zeit haben? Rucksackzeit? Ha, ha! Die dreh´n an der Zeit, damit ich mehr davon hab´. Die wollen mich unbedingt schaffen.
Wie soll ich die bloß essen? Hinsetzen? Na gut, geht so. Habt ihr ´nen Schlabberlatz? Nee, war nur Spaß. Mann, wat is´ denn dat? Ich zittere ja wie ´n oller Taddergreis. Oh, verdammt, die schaffen mich doch noch.
Langsam - Löffel nur halbvoll. Mist, dat Zeugs läuft mir auf den nackten Bauch. - Ich hab´ keinen Hunger mehr. Mir is´ schlecht, sauschlecht; ich muss mich hinlegen. Alles stinkt hier. Ich werd´ doch wohl nich´? Oh, lieber Gott! Ich versack gleich im Beton.
Die können mich ja nich´ hör´n. Ich quatsch einfach mit mir selber - ich dreh sonst noch durch. Dann hör ich die blöde Lampe auch nich´ mehr.
Wie lange biste hier, Paul?
Na - sagen wir mal - ein halbes Jahr. Is´ schon Winter?
Du spinnst, Paul! Höchstens vier Tage oder fünf - na gut, vielleicht sechs. Mehr nich´, Paul.
Ich werd´ jetzt schon verrückt. Ich geh kaputt hier drin. Ich halt dat nich´ mehr aus. Ich frier mich tot, die Knackerei macht mich fertig und dat mit dem Klo auch. - Entschuldigung, musste erst schlucken.
Bist ´ne Gefahr für die Allgemeinheit, sagt die Käserin, Paul.
Ich und eine Gefahr? Ich bin doch auch nur ein Mensch; ich tu´ keinem wat.
Hast den Kerl umgebracht und diese Schwuchtel auch fast, lieber Paul.
Aber ich hab´ früher noch nie wat gemacht; ich war nie im Knast, hab nie geklaut, keinen verhauen. Dat muss´ du doch auch seh´n. Ich hab malocht im Aluwerk; hab meine Steuern bezahlt, hab vom langen Glück mit Katrin geträumt, wollte Kinder ...
Heul bloß nich´, Paul. Bist doch kein Weichei.
Verdammt, verdammt! Ich kann nich´ mehr. Ich heul´ wie ´n Schlosshund und krieg gleich keine Luft mehr.
Warum dat alles?
Warum ich?
Ich will hier raus!
Ich will endlich wach werden. Raus aus diesem Scheißalbtraum. Raus! Raus!
Paul, du hast verloren.
Ja, hab´ ich wohl. Ich will nich´ mehr - ich kann nich´ mehr. Ich heul´ schon wieder.